Negative Emotionen (negative Affekte) und ihr Einfluss auf unser Immunsystem

Negative Emotionen (negative Affekte) und ihr Einfluss auf unser Immunsystem

Der Begriff Affekt bedeutet im engeren Sinn „ein intensives, relativ kurz dauerndes Gefühl„. Im weitesten Sinn bezeichnet der affektive Prozess jedoch auch jede emotionale Regung (vgl. Dorsch, Lexikon der Psychologie, Affekt). Unterschieden werden kann zwischen einem

  • aktuellen affektiven Zustand als „state“ und
  • stabilen gewohnheitsmäßigen, ständigen (habituellen) Tendenzen zum Erleben negativer Affekte als „trait“.

Negative Affekte führen zu einem negativen Angespanntsein, Nervosität, Empfindlichkeit, Gereiztheit. Zudem sind starke negative Emotionen oftmals durch Ängste oder Sorgen gekennzeichnet. Negative Emotionalität bzw. Affektivität steht im Zusammenhang mit Ängstlichkeit, launisch, empfindlich, depressiv, reizbar (Dorsch, aaO).

Positive Emotionen hingegen zeigen sich, in dem eine Person interessiert, enthusiastisch, aktiv, aufmerksam ist. Hohe positive Affekte beinhaltet Energie, Konzentration, freudiges Engagement und letztlich Kontaktfreudigkeit.

Etliche Studien haben gezeigt, dass Zusammenhänge zwischen negativen Affekten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Infektionskrankheiten bestehen. Positive Affekte stehen hingegen im Zusammenhang mit geringeren Erkrankungsrisiken sowie einem geringeren Sterblichkeitsrisiko.

1991 wurde in der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medicine eine Studie zum Thema „Psychischer Stress und Anfälligkeit für Erkältungskrankheiten“ veröffentlicht1. Es wurde dabei untersucht, ob psychischer Stress die Resistenz gegen Infektionen unterdrückt. Um diese Frage zu untersuchen, wurde der Zusammenhang zwischen psychischem Stress und der Häufigkeit von dokumentierten klinischen Erkältungen bei Personen untersucht, die zuvor mit Atemwegsviren absichtlich infiziert wurden. Im Ergebnis haben die Untersucher festgestellt, dass mit zunehmenden psychischen Belastungen die Infektionen zunahmen. Die Untersucher sind zum Ergebnis gekommen, dass psychischer Stress mit einem erhöhten Risiko für akute infektiöse Atemwegserkrankungen verbunden ist.

In einer weiteren Studie2 aus 2001 wurde der Einfluss von psychologischem Stress auf die Antikörperreaktion nach Impfung überprüft. Ziel der Studie war es, die Beweise für die damalige Hypothese zu bewerten, dass psychischer Stress die Antikörperreaktion auf eine Immunisierung beim Menschen beeinflusst. Auch hier haben die Untersucher einen Zusammenhang zwischen psychischem Stress und der Unterdrückung der Immunantwort (Antikörper) nach Impfung gefunden. Dabei stellten die Untersucher fest, dass bei Patienten mit chronisch hohem Stressniveau (schwerwiegende anhaltende Probleme oder ein hohes Maß an negativem Affekt) geringere Antikörperreaktionen vorhanden waren. Zudem gab es auch Hinweise darauf, dass die Stressreaktivität und ein geringer positiver Affekt die Antikörperproduktion hemmen könnten.

2019 hat dann die Technische Universität München (TUM) eine Studie3 veröffentlicht, bei der es um die Frage ging, ob ein Zusammenhang zwischen psychosozialen Faktoren und ganzjährigen Allergien bei Erwachsenen bestehen könnte. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass psychosoziale Faktoren im Zusammenhang mit Allergien stehen. So konnte ein konkreter Zusammenhang zwischen

  • generalisierten Ängsten und saisonalen Allergien, und
  • Depressionen mit mehrjährigen Allergien (z.B. Tierhaaren)

festgestellt werden.

Letztlich spricht auch die aktuelle Studie4 des US Centers of Disease Control and Prevention (CDC) vom 01. Juli 2021 für eine negative Auswirkung von Angst auf Infektionskrankheiten. Die Studie beschreibt die Risikofaktoren für eine schwere COVID 19 Erkrankung. Die Untersuchungsergebnisse zeigten, dass Angst- und Furchtstörungen mit einem höheren Risiko für eine Einweisung in die Intensivstation verbunden war. Die drei stärksten Risikofaktoren für eine schwere Erkrankung sind

  • Adipositas,
  • Angst- und Furchtstörungen
  • Diabetes mit Komplikationen

Den Ergebnissen des CDC nach, ist Angst der zweitgrößte Risikofaktor für eine schwere COVID19 Erkrankung.

Alle diese wissenschaftliche Erkenntnisse einmal zusammengefasst, zeigt es doch deutlich auf, welchen Einfluss wir mit unseren Gefühlen und Emotionen auf unsere Gesundheit haben. Abschließend resümieren wir

Angst und negative Emotionen sind schlechte Begleiter

In diesem Sinne, alles Gute, vor allem aber gute affektive Zustände „positiv state & trait“! Gönnen Sie sich gute Gefühle!

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Angst und negative Emotionen sind schlechte Begleiter

Quellen:

1 Cohen S, Tyrrell DA, Smith AP. Psychological stress and susceptibility to the common cold. N Engl J Med 1991; 325: 606-612 – Abruf https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/1713648/

2 Cohen S, Miller GE, Rabin BS. Psychological stress and antibody response to immunization: A critical review of the human literature. Psychosomatic Medicine 2001; 63: 7–18 – Abruf https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11211068/

3 Katharina Harter, Gertrud Hammel, Lisa Krabiell, Birgit Linkohr, Annette Peters, Lars Schwettmann, Johannes Ring, Hamimatunnisa Johar, Karl-Heinz Ladwig, Claudia Traidl-Hoffmann, Different Psychosocial Factors Are Associated with Seasonal and Perennial Allergies in Adults: Cross-Sectional Results of the KORA FF4 Study, International Archives of Allergy and Immunology, April 2019, DOI: 10.1159/000499042

4 Underlying Medical Conditions and Severe Illness Among 540,667 Adults Hospitalized With COVID-19, March 2020–March 2021 – Abruf https://www.cdc.gov/pcd/issues/2021/21_0123.htm

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